Jüdisches Leben am Mittelrhein

Oberwesel, Kirchstraße 85, Gustav und Henriette Gerson – Rosalie und Else Trum, Erna und Max Gottschalk und ihr Sohn Alfred

26. September 1935

Der 70-jährige Gustav Gerson steht vor dem Amtsgericht St. Goar. Die NSDAP hat Anzeige erstattet wegen einer angeblich betrogenen Witwe aus Perscheid. Der Staatsanwalt beantragt von 300 RM Geldstrafe, um »seinen Rassegenossen als abschreckendes Beispiel zu dienen.« Die Sache wird im Koblenzer Nationalblatt breitgetreten.

Oktober 1935

In dem Hetzblatt Der Stürmer werden unter dem Titel »Der Viehhandel des Juden Gerson« Gustav Gerson und sein Schwiegersohn Max Gottschalk als niederträchtige Betrüger an den Pranger gestellt.

2. Januar 1937

Else Trum, die gehbehinderte Schwester der adoptierten Erna Gerson, zieht zu Gustav Gerson.

9. August 1937

Henriette Gerson, geb. Trum, wird auf dem Friedhof bestattet. Sie war von 1921 bis 1924 Stadtverordnete.

9. März 1938

Max Gottschalk flieht nach einer Warnung des Polizisten Lindstedt nach Rotterdam und weiter nach New York.

10. November 1938

Mit seinem Enkel Alfred kann Gustav Gerson am Morgen nach der Schändung der Synagoge Teile der Thorarollen aus dem Bach bergen. Er bringt die Gedenktafel für die jüdischen Gefallenen zum Jüdischen Friedhof.

15. November 1938

Alfred Gottschalk wird von der SA aus der Schulklasse geholt und darf die Schule nicht weiter besuchen.

1. April 1939

Rosalie Trum, Witwe von August Trum aus Gau-Odernheim, zieht zu Gersons.

11. Juni 1939

Erna Gottschalk flieht mit dem 9-jährigen Alfred nach New York, wo sie ihren Mann Max wieder trifft.

2. November 1939

Gustav Gerson wird aufgefordert, »sich bis zum 15. ds. Mts. eine Wohnung in einem jüdischen Anwesen hier zu suchen.« Er zieht zur Witwe Bertha Gerson, geb. Kahn, in der Simmerner Straße 8a, ebenso Rosalie und Else Trum.

17. Januar 1940

Rosalie Trum flieht ohne ihre Tochter Else nach Argentinien. Sie stirbt am 09.11.1972 in den USA.

29. November 1940

Gustav Gerson erleidet bei einer Kontrolle im Bahnhof einem tödlichen Herzschlag. Er wollte nach Köln zu seiner im Krankenhaus liegenden Schwester Mathilde Aumann und war denunziert worden.

2. April 1942

Else Trum wird zusammen mit den anderen deportierten Juden über Salzig und Koblenz deportiert

Gustav und Henriette Gerson & Else Trum

Gustav Gerson & Else Trum & Rosalie Trum

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Anzeige Geschäftsverlegung von Gustav Gerson

Else Trum in ihrem Garten

Else Trum in ihrem Garten in der Kirchstrasse

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