Schaarplatz 1
Karl und Regina Lichtenstein, Willy und Clementine Lichtenstein mit Herbert und Meta, Theodor und Selma Lichtenstein mit Karl-Heinz, Günther und Ruth
Auf dem Schaarplatz 1 wohnten die Nachfahren des aus Laurenzberg bei Eschweiler zugewanderten Jakob Lichtenstein (*1827). Zuletzt lebte er bei seiner Tochter Sara (verheiratet mit Max Meyer) in St. Goar. In Oberwesel wurde er 1904 bestattet. In dem Haus unmittelbar neben der Synagoge wohnte die Familie seines Sohnes Karl Lichtenstein (*1857 in Glesch an der Erft). Der Viehhändler, Metzger und Winzer heiratete Regina Mayer (*1853–1923). Ihre sechs Kinder sind Amalie (*1885), Willy (*1886), Frieda (*1887), Theo (*1888), Heinrich (*1889) und Moritz (*1891). Willy und Theo Lichtenstein gründeten in Oberwesel Familien und lebten zusammen in dem Haus am Schaarplatz. Moritz ist 1914 gefallen, Willy wurde schwer verwundet, Theo kam als Offizier zurück. 1937 verunglückte Willy tödlich auf der Simmerner Landstraße bei der Abzweigung nach Damscheid. Amalie, verheiratet mit Jacob Levis in Eppelsheim, konnte mit ihrer Familie in die USA fliehen. Ebenso der Lehrer Heinrich, verheiratet mit Ina Stein aus Grebenau. Frieda, verheiratet mit Leo Mange in Hadamar, floh mit der Familie nach Argentinien. Karl Lichtenstein, seine Schwiegertochter Selma (*1890 in Willmenrod), seine Enkelkinder Karl-Heinz (*1922), Günther (*1925) und Ruth (*1931) sowie sein Enkel Herbert (*1920) haben das KZ überlebt. Sie kamen am 25.07.1945 ausgehungert und krank nach Oberwesel zurück. Karls Sohn Theo und seine Enkelin Meta (*1921) wurden ermordet. Ende 1946 verließen sie ihre Heimat und fuhren mit der »Marine Marlin« nach New York.
8. November 1938
In der Pogromnacht werden bei Lichtensteins die Fensterscheiben eingeworfen.
10. November 1938
Nach der Pogromnacht wird Karls Sohn Heinrich Lichtenstein, Lehrer in Offenbach, in das KZ Buchenwald verschleppt und nach drei Wochen entlassen.
15. November 1938
Ruth Lichtenstein wird von SA-Männern aus der Schulklasse geholt, sie darf die Schule nicht weiter besuchen.
13. Februar 1939
Herbert Lichtenstein, der Sohn von Willy und Clementine, wird 1939/40 zur Arbeit im Staatsforst bei Fürstenwalde gezwungen. 1940 bringt ihn die Gestapo in ein Arbeitslager in Bielefeld, von wo er 1943 nach Auschwitz deportiert wird. Im Januar 1945 werden die Häftlinge ins KZ Buchenwald verlegt. Im Teillager Ohrdruf-Espenfeld erleidet Herbert beim Bau der unterirdischen Fabrik einen Unfall, er hinkt fortan. Im April 1945 wird er im offenen Waggon nach Theresienstadt transportiert. Er erkrankt an Typhus.
19. Juli 1939
Der Lehrer Heinrich Lichtenstein kann mit seiner Frau Ina, geb. Stein, mit einem Flugzeug von Köln nach Amsterdam fliehen. In London schreibt er 1940 seine Erinnerungen auf. Von Glasgow aus reisen sie am 01.09.1949 nach New York, dort aber findet er keine dauerhafte Stellung. Heinrich Lichtenstein nimmt sich am 23.03.1961 das Leben.
28. Februar 1941
Willys Tochter Meta Lichtenstein wird von Frankfurt, wo sie als Hausgehilfin in Stellung war, nach Berlin verbracht und dem »geschlossenen Arbeitseinsatz« bei den Siemens-Schuckert-Werken zugewiesen. Sie wird am 03.03.1943 vom Güterbahnhof Moabit aus nach Auschwitz deportiert und ermordet.
2. April 1942
Theo und Selma Lichtenstein und die Kinder Karl-Heinz, Günther und Ruth werden ins Sammellager Bad Salzig deportiert. Sie werden am 29.04. zurück nach Oberwesel gebracht, da Theo 1918 als Offizier gedient hat. Ab jetzt müssen sie in dem »Judenhaus« von Adolf Seligmann auf dem Heumarkt wohnen, wo schon Karl Lichtenstein lebt.
27. Juli 1942
Lichtensteins werden zusammen mit den anderen verbliebenen Juden zum Bahnhof getrieben und zum Güterbahnhof Koblenz-Lützel gebracht. Dort werden sie in den Zug nach Theresienstadt verladen. Theo Lichtenstein wird nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Dorthin werden auch die Brüder Karl-Heinz und Günther verschleppt.
Karl-Lichtenstein
Jakob und Helene Lichtenstein
Theo Lichtenstein
Heinrich, Ina, Karl-Heinz und Irene Lichtenstein, geb.Wolff und Kinder
Meta Lichtensteins Hausratsliste
Betsaal Koblenz Karl Lichtenstein(1946)
Ruth Lichtenstein
Herbert Lichtenstein
Deportationsliste-Lichtenstein
Meta Lichtensteins Karteikarte
Haus Lichtenstein neben der Synagoge (1920)